Wiedersehen in Hümmerich

Ihr ahnt ja nicht, wie sehr ich mich gefreut habe, als Andrea vor drei Tagen plötzlich vor der Tür stand. Fast sechs Wochen haben wir uns nicht gesehen und ich habe sie schrecklich vermisst, obwohl ich mich natürlich rundum wohl gefühlt habe, bei Tatjana und ihrem Team. Alle waren sie super nett zu mir, und auch mit meinen Hundekumpels habe ich mich sofort gut verstanden. Wir haben jeden Tag miteinander trainiert, das hat großen Spaß gemacht, war aber manchmal auch ganz schön anstrengend. Zur Belohnung duften wir nach jeder Übungseinheit über die Wiesen toben, danach hatte sich alle Anspannung in Luft aufgelöst. Ich glaube, ich habe viel gelernt in dieser Zeit und fühle mich – wie soll ich es sagen – stärker als früher. Ich rege mich nicht mehr so schnell auf, und bin viel selbstbewusster. Nur über eine Sache muss ich mich wirklich beschweren: Die Menschen haben sich ständig verrechnet, bei meinen Essensportionen. Es war immer zu wenig drin im Napf, und egal was ich angestellt habe, es sprang nicht mehr dabei raus. Ich bin richtig vom Fleisch gefallen – jetzt spürt man beim Streicheln jede einzelne Rippe. Andrea war begeistert, als sie das sah. ‚Du bist ja so schön schlank geworden‘, sagte sie. Ja war ich denn vorher dick?

Heute regnet es übrigens draußen in Strömen, deshalb trainieren wir zur Abwechslung im Haus. Konzentrationsübungen stehen auf dem Programm, und das ganze Rudel macht mit. Körperlich ist das überhaupt nicht anstrengend, aber in meinem Kopf passiert ganz viel. Ich musste einen Handschuh apportieren – zu Tatjana und später zu Andrea. Ganz einfach, dachte ich mir – aber weit gefehlt. Tatjana bestand darauf, dass ich den Handschuh nicht einfach auf ihren Fuß fallen lasse und weggehe, ich musste dabei bleiben, und schließlich – mit Handschuh – auch noch mit den Vorderpfoten auf ihren Schoß klettern. Ich verstehe schon warum. „Meine Patienten“ im Kurstift liegen ja oft im Bett oder sitzen im Rollstuhl, und möchten mich ausgiebig streicheln, mir etwas erzählen, oder mein weiches, glänzendes Fell bewundern. Dazu brauchen sie Zeit. Zum Schluss war Tatjana zufrieden, und ich hab dann den Handschuh zu Andrea gebracht. Auch sie hat sich riesig gefreut über das mittlerweile komplett glitschige Ding. Menschen sind manchmal so leicht zufriedenzustellen. Hunde habe da schon höhere Ansprüche. Statt Handschuh könnte mich beispielsweise eine große Bratwurst viel mehr begeistern. Mittlerweile ist es draußen schon dämmrig. Wir Vierbeiner haben gerade ein Viertelstündchen gechillt und brechen gleich noch auf, zu einer kurzen Gassirunde mit Lena und Nora vom VITA-Team. Andrea kommt natürlich auch mit. Danach gibt es Abendessen (vielleicht bekomme ich ja heute eine größere Portion) und morgen fahren wir nach Hause, Andrea und ich.

Hach. Das Leben ist einfach wunderschön.

 

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