Auf dem Weg zur Therapiehündin

Jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gemeldet und heute möchte ich das nun endlich nachholen. Glaubt mir, die letzten Wochen und Monate hatten es in sich. Bis Anfang September 2022 bestand mein Leben aus spielen, mit meinen Freunden toben, Neues kennenlernen, fressen und natürlich Andrea ärgern, denn sonst könnte sie ja meinen, ich sehe sie gar nicht ... Und dann, an einem Samstag im September ging es schon früh los. Ich dachte, wir machen einen schönen Ausflug, doch wo endete die Autofahrt? In Hümmerich. Statt eines langen Spaziergangs durch den Wald, nahm mich Andrea mit den Worten „So meine kleine Maus, jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ mit ins Haus. Hier warteten schon andere Vier- und Zweibeiner auf uns. Die nette Italienerin, die alle Debra nennen, war auch da.

Da habe ich mich sehr gefreut, denn sie kenne ich schon von Besuchen im Kurstift. Dort treffen wir oftmals gemeinsam unsere Bewohnerinnen und Bewohner und ich zeige ihr, wir lieb mich alle haben und, wie gut ich mich benehmen kann; wenn ich will.

Jetzt stellte sie sich als unsere neue Lehrerin für die Ausbildung „Tiergestützte Intervention mit Hunden“ vor. Was auch immer das sein mag. Abwarten, dachte ich mir. Andrea war auch ganz aufgeregt und das hat mich auch ein kleines bisschen nervös gemacht. Gut, dass auch noch Stefanie mit Mala, einem jungen Pudel-Collie Mix und Bettina mit Grace, einer noch jüngeren Collie-Hündin, da waren. Wenn ich die beiden so beim Spielen beobachte, möchte ich immer gerne mitmischen, doch das finden die beiden Youngster gar nicht lustig, wahrscheinlich bin ich für sie einfach schon zu groß. Schade eigentlich, denn im Herzen bin und bleibe ich immer ein kleiner Welpe.

Deshalb bin ich echt froh, dass immer noch andere Goldies und Labbies in Hümmerich sind, mit denen ich spielen kann. Sogar mein Bruder Andrew ist manchmal da und das freut mich natürlich ganz besonders. Und so sind wir nun seit jenem Septembertag einmal im Monat entweder in Hümmerich oder in Bad Soden und drücken gemeinsam die Schulbank, so würden es die Menschen sagen. Aber warum habe ich dann zur Einschulung keine Schultüte bekommen?

An einem der Tage war es ganz besonders aufregend, als die Vereinstierärztin Ariane einen Vormittag unterrichtete. Fieber messen, Verband anlegen usw. Andrea hat ihre Sache echt gut gemacht und ich habe ganz still gehalten. Ab und zu trainiert uns sogar Tatjana, um sich ein Bild davon zu machen, wie viel wir schon gelernt haben.

Hand aufs Herz, manchmal ist es für mich aber auch ganz schön langweilig, wenn stundenlang geredet wird und mir keiner Beachtung schenkt. Aber Andrea ist immer ganz konzentriert bei der Sache, um alles zu lernen, was es so zu lernen gibt. Da lege ich mich einfach ganz ruhig neben sie und höre aufmerksam zu, denn man weiß ja nie, ob sie sich alles merkt, was Debra da so erzählt. An solchen Tagen freue ich mich dann auf die Pausen und die schönen Spaziergänge und manchmal gibt es auch meinen allerliebsten Lieblingssnack …ein ganz trockenes Brötchen. Davon gibt es immer viele in Hümmerich – ich muss wirklich mal rausfinden, wo die herkommen, denn vielleicht gibt es da ja noch mehr?

In den ersten Monaten musste ich mich sehr in Geduld üben, weil Andrea diejenige war, die lernen musste, aber mittlerweile machen wir viele Spiele, wie z.B. auf einen Tisch springen, der mit weichen Decken gepolstert ist. Da legen wir uns dann drauf und werden gebürstet und gestreichelt. Manchmal sitzt Andrea im Rollstuhl oder geht am Rollator und bewegt sich komisch. Da bin ich schon froh, dass ich mir das hier mal ansehen kann, sonst würde es mir doch ein wenig Angst machen. In der ersten Maiwoche haben wir verschiedene Einrichtungen wie das Kurstift, Tagesbetreuungen und Kindergärten besucht. Andrea nennt diese netten Ausflüge „begleitete Praxisphase“. Und obwohl ich das ja vom Kurstift schon kenne, war es toll auch mal andere ältere Menschen und auch Kinder zu treffen.

Andrea hat mir erzählt, dass wir nun bald unsere gemeinsame praktische Prüfung haben und wenn wir diese bestehen, dann bin ich endlich ganz offiziell eine ausgebildete Therapiehündin und da freue ich mich ganz doll drauf.

Bitte drückt uns alle die Daumen. Andrea und ich, wir  haben gemeinsam viel gelernt und zusammen „zur Probe gearbeitet“, aber es wäre schon toll, wenn wir die Prüfung mit Bravour bestehen, denn dann sind bestimmt alle Bewohnerinnen und Bewohner im Kurstift stolz auf uns und zur Belohnung gibt es sicherlich besonders viele Leckerlies.

Bis auf ganz bald,
Eure doch etwas aufgeregte Audrey

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